Donnerstag, 18. April 2024
El Niño
Mein Name ist Ella. Ich werde von allen an meiner Schule gehasst. Meine Eltern sind sehr oft weg. Meine jüngere Schwester ist todkrank und zusammen mit meinem kleinen Bruder sind sie ständig unterwegs um gegen den Wind zu spucken. Ich liege dann immer alleine Zuhause und lege mir mein Kuschelbär auf die Brust, die Hände auf den dünnen Bauch und sehe die Sonne an mir vorbeiziehen. Manchmal liege ich unterm Fenster in meinem Zimmer. Dann binde ich mir die strohigen Haare zusammen und lege mich ins Bett und warte bis ich einschlafe. Wenn ich aufstehe stelle ich mich meistens ans Fenster und beobachte unsere Nachbarn wie einer nach dem anderen stirbt und große tiefe Abgründe in der Brust der Verbliebenen hinterlassen, aber auch nur bis diese deren Vorbild folgen. Wenn meine Eltern die Tür aufsperren rufen sie immer nach mir, als wären sie sich nicht sicher ob ich nicht schon weg bin oder jemals da war "Ella?"Mein Name ist Ella. Ich antworte manchmal mit einem Ja und werde dann gefragt wie mein Tag war. Ich antworte mit einem gut und gehe in mein Zimmer. Manchmal folgt mir meine Mutter und schreit mich an ich solle mich nicht so isolieren. Dann beginnt sie meist zu weinen und erzählt mir von ihren Problemen, während ich einzeln Federn aus meinem Kissen ziehe bis sie wieder geht, wenn sie nicht zuvor schon die Tür hinter sich zugeschlagen hat. Dann schlafe ich wieder, ziehe mich an und schleppe die schwere Tasche den Berg hoch zur Schule. Mein Name ist Ella. An einem Tag stand ich wie an jedem dieser Tage an der Säule. Und an mir gehen Menschen vorbei, deren Gesichter ich nur von Fotos kenne. Nach zehn Minuten setzte ich mich wieder an meinen Platz und passe gerade so auf, dass ich nicht unnötig auffalle wenn ich zur Antwort aufgefordert werde, melde mich aber nie. Ich sitze meist in der letzten Reihe, ich kann es mir nicht erlauben aus dem Fenster zu sehen obwohl ich zuhöre. Aber direkt in die Augen sehe ich niemandem. Wie jeden Wochentag stehen am einen Hoftor einige spottend Lachenden und ich gehe zügig zum anderen Hoftor hinaus ohne sie anzusehen. Ich hebe den Kopf nicht und sehe Fuge für Fuge an meinen Füßen vorbeiziehen, bis ich höre, dass die Lachenden an der Bank im Hof waren, und ich egal zu welchem Tor an ihnen vorbeimuss. "Man grüßt, wenn man jemanden trifft!" Ich stolpere über weiße Sneaker und rolle mich an der Wand der Unterführung zusammen, bis meine Wange kalt und feucht und der Rest meines Körpers glühend pocht. Ich höre es platschen und denke es würde wieder Regnen, aber es waren Schuhe und eine Hand dreht mich von der Wand weg. Ich werde aufgerichtet und lehne mich leicht gegen die Wand, aber ich versuche möglichst gerade zu stehen und mir nichts anmerken zu lassen. "Bist du verletzt? Was ist passiert?" Fragt die kaum hörbare Stimme mich. Ich schlucke und reibe mir das tränende Äuge. "Ich weiß nicht, ich glaube schon." Er drehte sich weg und telefoniert mit jemandem. Kurz bevor ich zusammenbrach und genauso als wie als ich auf dem Federkissen aufwachte, fragte ich mich warum er mir half. Mein Name ist Ella. Ella Ninho.
Am Morgen stand ich dann zwar mit selber Gleichgültigkeit aber etwas länger mit Kleidung vor dem Spiegel. Ich spüre viele Blicke auf mir und nicht nur die.
17. April 2015

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